Samstag, 22. Januar 2011

Es war Herbst

Anne Heyn

Der Wind fegte durch die Bäume, bis sie ihre Blätter freigaben. In allen Farben wiegten sie sich in der kalten Luft und bevölkerten den Boden, bis der Mann kam, um sie zu einem Haufen zusammenzukehren und so der Vielfalt ein Ende bereitete.
Der Regen überschwemmte die leeren Gassen, durch die nur ab und an ein paar Gestalten huschten, die Köpfe in ihre Kapuzen eingezogen, wie der Strauß den seinen im Sand.
Vom Sand konnte man nur träumen; die paar Mütter, die dennoch versucht hatten, ihren Kindern den Spielplatz zu zeigen, starrten nun entgeistert auf ihre Sprösslinge, deren Hosenböden im Matsch des Sandkastens durchnässten.
Mürrisch raufte sich die Luft die Haare, bis ein Kind anfing zu schreien und dies zum Zeichen des allgemeinen Aufbruchs genommen wurde.
Die Welt lag wieder einsam, die Natur genoss die Stille zwischen den Autos, deren Reifen das Wasser auf den Straßen durchbarsten.
Ich lag in meinem Baumhaus auf der Lauer, doch es kam kein Gedanke mehr vorbei. Meine Thermoskanne hatte noch ein wenig Tee mit Rum aufgespart, den trank ich, bis mir wärmer wurde. Wohlig schlief ich ein und träumte von was Schönem, statt zu schreiben, wie ich es mir vorgenommen hatte. Denn diese Zeit gibt einfach keine guten Geschichten her.           


Copyright Anne Heyn 

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