Montag, 26. Dezember 2011

Das Fremde vor der Tür

Unsere nächste Zusammenkunft ist am Samstag, 28.01.12 (15 Uhr). Thema ist "Das Fremde vor der Tür".
Es können Kurzgeschichten und Gedichte geliefert werden, die wir vorlesen und diskutieren. Wir treffen uns in Nieder-Mörlen. Wer mitmachen will, ist willkommen. Anmeldung unter 0177/7051825.  

Samstag, 24. Dezember 2011

Montag, 19. Dezember 2011

Weihnachtsessen Freitag, 16.12.11

Köstlich, köstlich. Chinesisches Essen - hatten wir ja schon öfter bei einer Weihnachtsfeier.  

Wichteln: Handkäs im Geschenk.

Anne und Petra.
Michael nimmt die Sache in die Hand.
Anne und Roland würfeln.
Blick ins China-Restaurant.
Ulla.
Michael.
Qual der Wahl.
Anne.


Roland.
Ulla.



Gertrud. 
Pralinen.

Mmmhhh.
Ebenso.
Kreatives Schreiben für Fortgeschrittene.
Blubb.


Bilder: Copyright by Petra Ihm-Fahle und Stories in Aspik.

Samstag, 17. Dezember 2011

Am Ende

Michael Neid hat seinen Roman abgeschlossen. Wir haben uns darüber unterhalten.


Petra Ihm-Fahle: Gratuliere, Du hast Deinen Roman fertig gestellt. Bist Du sicher?

Michael Neid: Ein Roman ist niemals fertig. Man muss nur irgendwann den Punkt erreichen, wo man aufhört zu verbessern - und sagen: Es ist jetzt gut so.


PIF: Wie lautet der Titel?

MN: "Dreck, Blut und Gewalt." Ich hatte einen Dreiteiler geplant, aber es sind faktisch nur zwei Teile.

PIF: Worum dreht sich die Handlung?

MN: Es geht um einen Mann, der sich als Sozialhilfeempfänger, Krimineller, letztlich als Landwirt durch den Weltuntergang schlägt.

PIF: Wie lange hast Du daran gearbeitet?

MN: Drei Jahre. Ich habe jede Passage drei- bis fünfmal neu geschrieben.

PIF: Haben andere ihn schon gelesen? Wenn ja, wie war  die Resonanz?

MN: Ich hatte die ganze Zeit Testleser. Freunde beurteilen einen selten schlecht. Die Resonanz war auch bei kritischen Freunden gut. Drei Personen fanden den Roman zu brutal.

PIF: Warst du je an einem Punkt, wo du mit dem Schreiben nicht mehr weiterwusstest?

MN: Nur für höchstens ein, zwei Tage.

PIF: Was für ein Gefühl ist es, fertig zu sein?

MN: Ein völlig neutrales Gefühl. Ich frage mich, was ich als nächstes schreibe.

PIF: Wie geht es weiter?

MN: Ich drucke ihn aus, lese ihn noch mal in Papierform, verbessere. Dann erhält ihn ein größerer Kreis von Testlesern, beispielsweise der Wetterauer Autorenclub. Im Frühjahr beginne ich mit dem Einsenden bei Verlagen.

Montag, 12. Dezember 2011

Knusper-Knusper-Stäbchen

Am Freitag, 16.12. steigt unser Weihnachtsessen. Ort ist das China-Restaurant Jade. Wir wichteln - diesmal  kein Schrottwichteln, die Geschenke dürfen circa 10 Euro kosten.
Beginn: 19 Uhr.  

Sonntag, 11. Dezember 2011

Die Suppenschüssel

Petra Ihm-Fahle

Simone sitzt im Odenwaldhaus. Das Zimmer ist matt beleuchtet, die Gardinen sind zu. In der Ecke die Einbaudusche, gegenüber ein Schrank mit Glastüren. Darin Porzellan. Niemand holt es jemals heraus. Im Innern riecht es muffig. Simone schaut vor sich hin, während sie über den Schrank nachgrübelt.

Hinter ihr steht ein Regal. Bücher, geordnet nach Größe. Ein Freund sagte einmal: Betrete ich eine Buchhandlung, in der die Bücher nach Größe oder Farbe geordnet sind, gehe ich sofort wieder raus. Frank gehört zu den Menschen, die sich für Simones Geschmack zu intellektuell geben. Ein Gespräch mit ihm wirkt einschüchternd. Gleichwohl ist es angenehmer, als mit den Kleinstadtnachbarn über das Wetter zu reden.

Szenenwechsel. In Wahrheit sitzt Simone am Schreibtisch in ihrer Wohnung, die in der Kleinstadt B. liegt und ist nicht im Odenwald. Kann sie sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren, schweifen die Gedanken ab. Wie eben ins Odenwaldhaus.

Es ist erster Dezember. Der Adventskalender für ihre Tochter war kein Erfolg. Derselbe wie im Vorjahr: Aus Holz, mit Weihnachtsmann vorne drauf. In den Fächern handgemachte Schokolade, die dem Kind nicht schmeckt. Sie wird gleich zum Supermarkt gehen und einen anderen Kalender kaufen, mit Comicbildern und Industrieschokolade.

In Gedanken wieder ins Odenwaldhaus. Vor den Fenstern auf der Straße liegt Schnee. Simone trägt einen lila Poncho, es ist hier oft kalt. Ihr Blick geht zum Schrank. Jetzt in den Schrank schauen? Jetzt hineinschauen. Die Tür öffnen und die Suppenschüsseln sehen. In die Suppenschüssel klettern. 

Die Schüssel ist ein Haus, darin wohnen der Fischer und seine Frau. Ich will in einem Haus wohnen, sagt die Frau. Der Fischer geht zum Butt in der See und bittet um ein Haus. Ich will in einem Schloss wohnen, sagt die Frau. Der Fischer geht zum Butt und bittet um ein Schloss. Ich will Papst sein, sagt die Frau. Schwups, zurück in die Suppenschüssel. Vor mehreren Jahren erzählte eine Märchentante in der Bücherei vom Fischer und seiner Frau. Das Fernsehen war da und nahm die Erzählerin auf. Kinder saßen als Statisten dabei, auch Simones Tochter. Sie machte ihre Sache gut, obwohl sie erst zwei war. Hinterher übergab sie sich auf den Teppich.

Im Odenwaldhaus wohnt Simone mit ihrem Mann, aber nur manchmal. Es ist ein Wochenendhaus. Früher waren sie öfter hier. Der Mann wird immer reservierter, irgendwann ist er vielleicht weg. Simone hat Angst davor, schon länger denkt sie darüber nach.

Das ist eine ähnliche Geschichte. 

Zurück in die Wirklichkeit, an den Schreibtisch in der Wohnung. Weiterhin Watte im Kopf. Neben Simone liegt eine Lichterkette, in einer Schachtel mit Sternen. Schon seit letztem Jahr am selben Fleck, niemals benutzt. Simone ist unordentlich. Sie hat sie im Supermarkt gekauft, auf dem Schnäppchentisch. Lichterketten sind nicht ungefährlich. Einmal bekam sie erzählt, ein Kind habe bei Freunden übernachtet, kurz nach Heiligabend. Nachts brannte es, wegen einer Lichterkette. Das Kind kam um. Die Lichterkette bleibt in der Schachtel. Egal, ob Weihnachten naht. Gans wird Simone auch nicht machen, es ist zu viel Arbeit. 
Sie versucht, sich wieder ins Odenwaldhaus zu denken und den Schrank zu öffnen. Er bleibt  zu, obwohl die Tür aufgeht. Simone ist froh. Simone geht zum Supermarkt.


Text und Bilder: Copyright by Petra Ihm-Fahle

Sonntag, 27. November 2011

Novembertreffen

Das Motto unserer Zusammenkunft bei Keksen, Chips und Kaffee lautete "Wut". Die Themen waren großenteils aber anders gewählt. In Ullas Erzählung bahnt sich die Wut erst an. Sehr unterhaltsam, wir wollen alle wissen, wie die Story weitergeht. Michaels Romanauszug dreht sich um den Überlebenskampf seiner Hauptfigur in einem Schneesturm - äußerst spannend. Wilhelm erzählte eine Geschichte aus seiner Schulzeit - erfrischend und liebenswert. Sie enthält so nette Sätze wie: "...eine Geschichte, die mit einem Irrtum beginnt und mit Latein endet". Schön. Meine Story über eine Suppenschüssel hat keiner verstanden - außer mir ;) Danke für die konstruktive Kritik, ich weiß jetzt, was ich ändere.

Unser Weihnachtsessen steigt am Freitag, 16. Dezember, 19 Uhr.  

Ulla, Anne und Michael.

Wilhelm

Montag, 21. November 2011

Tier

Petra Ihm-Fahle

Ich bin ein Tier. Ich hasse diesen Ausdruck, aber so wurde ich in der Schule immer genannt. Irgendwann verinnerlichte ich, ein „Tier“ zu sein. Ich bin groß, mit breiten Schultern. Meine Hüften könnte man schmal nennen, wäre ich nicht dick. Die Proportionen stimmen nicht – für eine Frau. Hübsch bin ich auch nicht, zwar mit monströser Brust, aber die reißt es nicht raus. Damenbart, kehlige Stimme.
Zierliche Ballerina-Typen hasse ich: Mit glänzenden Haaren, zum Pferdeschwanz gebunden. Mit zwitschernden Stimmen und  liebenswürdig – zumindest scheinbar – dass jeder Mann sofort dahinschmilzt. In meinem Leben musste ich solche Weiber zur Genüge ertragen: Während meiner Schulzeit, Ausbildung bei einer Versicherung und Tätigkeit als Sachbearbeiterin. Diese Art Frau akzeptierte mich immer gern als Freundin. Kein Wunder, sie waren neben mir noch schöner. Ich schmückte mich auch gern mit ihnen. Bildete mir ein: Will sie sich mit mir anfreunden, muss an mir auch etwas sein. Dauerte eine Weile  einzusehen, dass es so nicht war.
Einmal, zu Schulzeiten, hatte ein Klassenkamerad meine Nähe gesucht: Christian. Jeden Tag besuchte er mich mit seinem Moped. Meine beste Freundin Diana, er und ich unternahmen etwas oder wir saßen im Zimmer. Wir rauchten und tranken Cola. Christian sah nicht gut aus, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn. Er hatte Schnittlauchhaare, eine Hakennase, und er war dick. Nach einer Weile war ich trotzdem verknallt. Ich war ja auch keine Schönheit, also passten wir gut zusammen. Dachte ich. Der Crash kam, als Diana plötzlich einen Freund hatte. Christian betrank sich und gestand mir: Er sei unsterblich in sie verliebt. Völlig fertig war er. Er habe sich doch solch eine Mühe gegeben. „Mein Gott, was denkst du, Kirsten, weshalb ich jeden Tag gekommen bin?“, heulte er mir vor. Ich war sprachlos. Er stellte den Kontakt ein. Nicht nur Diana war plötzlich seine Feindin, ich auch. Ein anderes Mal kam es noch schlimmer: Ich hatte mich verschossen, in einen süßen Typ namens Dirk. Wer machte das Rennen bei meinem Liebsten? Diana. Um mir nichts anmerken zu lassen, nahm ich es auf mich, mit dem glücklichen Paar auszugehen, zumindest anfangs. Ein Alptraum. Einmal hörte ich, wie sie über mich sprachen. Dass ich noch immer solo war. „Wer will schon was von einem Tier“, sagte Dirk. „Stimmt irgendwie“, erwiderte Diana. 
Wenn ich ehrlich bin: Ich hatte noch nie einen Mann. Hörte nach der Sache mit Dirk auf,  dran zu glauben. Liebe gehört nicht zu meinem Leben. Man kann nicht alles haben. Was soll’s, ich habe ja meine Katzen. Dachte ich. So denke ich immer noch.
Obwohl ich mich abgefunden habe, ist es meine verletzliche Stelle. Meine Achillesferse. Das merkte ich, als ich letztes Jahr meinen Garten machte. Viel Arbeit. Den grünen Daumen habe ich nicht, ich lasse die Pflanzen einfach wachsen. Einmal im Jahr muss es aber sein, dann räume ich alles auf. Meist weiß ich nicht, wohin mit dem ganzen Grünschnitt. So war es auch diesmal, ein unglaublich hoher Berg Zeug. 
Ich war darum froh, als ein Mann seine Hilfe anbot. Mit einem Transporter war er am Haus vorbeigefahren, stieß zurück, hielt an. Freundlich fragte er, ob er etwas abtransportieren soll. Toll fand ich ihn. Nicht ganz so groß wie ich, muskulös, kantiges Gesicht. Graublaue Augen, dunkelblondes Haar, zurückgekämmt. Ein paar graue Strähnen, obwohl er bestimmt noch keine 40 war. Nicht perfekt. Das gefiel mir, ich war es ja auch nicht. Ich fühlte mich zu ihm hingezogen. So etwas war mir schon lange nicht mehr passiert… Er war ein ganz einfacher Mann, das war vielleicht des Rätsels Lösung. Ihm gefiel es scheinbar, mir zu helfen. Er war  freundlich, lächelte immerzu. Sicher spürte er, dass ich einen etwas besseren Posten, eine gewisse Bildung hatte. Ob ihm das imponierte? Ein sechster Sinn sagte mir: Ja. Er räumte eine Menge Grünschnitt auf seinen Transporter. Ich fragte, was er nimmt. „30 Euro pro Ladung.“ Ich hatte kein Kleingeld im Portemonnaie, zog einen Fünfzig-Euro-Schein heraus. „Nehmen Sie den. Und kommen Sie wieder, nehmen dann noch eine Ladung mit.“ Er griff den Schein, nickte. „Klar, gerne. Sie können sich auf mich verlassen.“ Mein Herz hüpfte höher. Er würde wiederkommen.

Von wegen! Er hatte mich geprellt, der schöne Mann. Mich, das Tier. Wie hätte es anders sein sollen? Das wurmte mich sehr. Es war das übliche Muster.
Fünf Monate später war im Nachbardorf Weihnachtsmarkt. Ich schlenderte an den Ständen vorbei, plötzlich sah ich ihn. Er lehnte an einem Stehtisch, trank etwas. Das Schwein! Ich ging an die Theke, bestellte mit zuckersüßer Stimme einen Glühwein. Mit dem vollen Pott stellte ich mich an den Tisch neben ihn.
„Na, erkennen Sie mich wieder?“ Er zuckte mit den Achseln.
„Sie sollten Grünschnitt für mich entsorgen, sind aber nicht wiedergekommen. Sie schulden mir 20 Euro“, fuhr ich fort.
Er erwiderte: „Ich trinke hier eigentlich Glühwein.“
„Wunderbar. Schön, dass Sie hier Glühwein trinken. Deshalb habe ich Sie endlich mal wieder getroffen. Weil ich auch Glühwein trinke. Schmeckt gut, der Glühwein. Wer Glühwein trinken kann, kann auch 20 Euro wiedergeben. Her damit.“
„Hören Sie, lassen Sie uns das ein andermal klären. Ich mache mir gerade einen schönen Nachmittag.“
„Sie können sich gleich weiter einen schönen Nachmittag machen. Gar kein Problem. Geben Sie mir einfach mein Geld.“
Ich genoss meine verbale Überlegenheit. In dieser Hinsicht bin ich nicht leicht zu schlagen. Er hingegen rang um Worte. Kein Wunder, Prolet.
„Halloooo! Mein Ge-held!” Ich streckte meine Handfläche aus. „Na, was ist?“
„Lassen Sie mich in Ruhe!“
Wie bitte? Unverschämtheit. Ich stand auf, griff meine Tasse und stellte mich an seinen Tisch.  Beugte mich herüber zu ihm, schaute ihn durchdringend an. Er senkte den Blick.
„Mein Geld!“
Plötzlich hob er die Augen. „Pass auf, Alte! Wenn du nicht abhaust, schütte ich dir den Glühwein in die Fresse.“
„Waaaas? Unverschämtheit!“ So etwas lasse ich mir nicht sagen. Ich überlegte keine Sekunde, bevor ich ihm mein Getränk über den Kopf goss.
„Aaaah! Aua! Verflucht, ist das heiß!“ Mit den Händen wischte er sich die Brühe von der Visage.
„Das darf doch nicht wahr sein!“ Die Verkäuferin hinterm Tresen schnappte nach Luft. „Haben Sie sich wehgetan? Warten Sie, hier ist ein Lappen.“ Sie fuchtelte mit Kleenex an ihm herum.
„Ich habe mir das Gesicht verbrüht! Der Glühwein hat ja noch fast gekocht!“, jaulte er. „Ich rufe die Polizei.“ Na, das hatte mir noch gefehlt. Er bestahl mich – und rief die Ordnungshüter? Ich griff seine Tasse und kippte sie ihm auch noch über die Frisur. Anschließend suchte ich schleunigst das Weite.
Leider nützte das nichts. Das Schwein rief tatsächlich die Polizei, ich musste vor Gericht.
Der Richter verurteilte mich zu einer Geldstrafe. „Sie haben Glück, dass das der erste Vorfall ist“, sagte er. „Normal ginge das nicht ohne Bewährungsstrafe. Der Glühwein war brühheiß, im Grunde eine gefährliche Waffe.“
Ich vermute, der Richter war befangen. Wäre ich zart und blond, hätte er mich sicher nicht verurteilt. Mit einem „Tier“ kann man’s ja machen. Zum Abschied sagte er noch: „Sie sollten lernen, Ihr Mütchen auf andere Weise zu kühlen, vielleicht mal lieber auf einen Sandsack schlagen.“
Na ja, ich konnte es ja mal versuchen. Wegen dieses Urteils musste ich mich wirklich abreagieren. „Warum nicht wieder mit Glühwein?“, dachte ich zuhause. Ich ging in meine Küche, goss den Inhalt einer Flasche in den Kochtopf, erhitzte sie. Mit der dampfenden Tasse ging ich in den Garten. Es gab dort eine Ecke, die ich in keinem Jahr in Ordnung brachte. „Irgendwas muss ja naturnah bleiben“, antwortete ich, wenn mich jemand deswegen fragte. Was keiner wusste: Hier lag Diana. Ich hatte sie und ihr Glück mit Dirk irgendwann nicht mehr ertragen können. Immer küsste sie, streichelte sie meinen Schwarm in meiner Gegenwart. Ausgerastet war ich eines Tages, als sie bei mir war. Ich hatte sie geschlagen, geschlagen und abermals geschlagen. Plötzlich war sie tot, im Garten hatte ich sie beerdigt. Auf mich war niemand gekommen. Ein einziges Verhör, mehr wollte die Polizei nicht von mir. Ich hob meine Tasse und kippte sie über ihr Grab. Sei mein Sandsack, Diana. Ich bin das Tier.


Bild und Text: Copyright by Petra Ihm-Fahle        


Sonntag, 20. November 2011

Wut

Das nächste Treffen des Wetterauer Autorenclubs "Stories in Aspik" steigt am Samstag, 26.11.11 um 15 Uhr.
Das Motto lautet "Wut". Kurzgeschichten, Gedichte und Romanauszüge können zu diesem Stichwort geliefert werden. Nach dem Vorlesen werden die Texte besprochen, positives Feedback steht ebenso im Fokus wie konstruktive kritische Rückmeldungen. Kaffee und Kuchen gibt es auch.Wer mitmachen möchte, ist willkommen. Treffpunkt sind private Räume eines Clubmitglieds in Bad Nauheim. Anmeldungen unter Telefon 0177/7051825.

Sonntag, 6. November 2011

Clubtreffen Samstag, 29.10.11. Motto "Empfindsamkeit"


Wir lasen diesmal unter dem Motto "Empfindsamkeit", mehrere Texte waren mitgebracht worden.


Roland hatte einen Kuchen dabei, Apfelkuchen, sehr lecker. Barbara Obstsalat, ebenfalls köstlich.
Zwei "Neue" waren mit von der Partie: Barbara, die ein Kinderbuch geschrieben hat und Petra Z., die im Grunde nur zum Schnuppern kam, aber das nächste Mal wieder kommen will.


Treffpunkt: Wilhelms Arbeitszimmer.


Anne und Michael.

 

Gertrud.

 

Michael und Wilhelm.


Motto des nächsten Treffens: Wut.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Engel, die vom Himmel fallen

Gertrud Pintz-Böhler
 

Eine grüne Wiese, bei Bruck an der Leitha, Jungen und Mädchen, mehr Jungen als Mädchen, Spielgefährten jener Tage. Einmal da in Bruck, mehr als ein Jahr später im Flüchtlingslager, Auhof, auf einem abgeschossenen Flugzeug.

Aber was wir in Bruck spielten, kommt mir nicht mehr in den Sinn. Es war kein sonniger, doch ein halbwegs warmer Tag.

Die Erwachsenen hockten zusammen, wo wir geschlafen hatten, zusammen mit Landsleuten, die sich hier zur Besprechung der Lage eingefunden hatten. Was wird geschehen? Der Krieg schien zu Ende zu gehen. Aber in Hinterbrühl bleiben, so nah bei Wien, schien nicht ratsam.

Hier war man auf dem Land, mit einigen Landsleuten zusammen, die mussten ja auch überleben. Irgendwie ging's weiter.

Gerade hatten wir das gemeinsame Frühstück eingenommen. Es gab noch Brot, eine Art Vier-Frucht-Marmelade und Gerstenkaffee, den bekannten Muckefuck. Erst nach dem Krieg lernte ich das Kapitel "Hunger" kennen, als der umstrittene Muckefuck mit Zucker die einzige Nahrung war.

Ich erinnere mich an diese Muckefuck-Runde in Bruck an der Leitha, denn sie endete ungemütlich.
Da war Barth Jaksch. Ein Mann, der von sich sagte, er käme überall gut durch, denn "Glick muss 'mer hen, und Barth Jaksch muss mer haße", seine Devise. Als nahezu einziger Mann war er umringt von schutzsuchenden Witwen, was er sichtlich genoss.

Es hatte harmonisch begonnen, dieses Frühstück, eines der letzten vor dem Ausbruch des Friedens. Satt saß man noch, unter deutschen Flaggen, nicht allzu nervös, das Landleben, die grünen Wiesen, bis ein Vorfall die Ruhe störte. Schuld daran war ich.

Ich fand eine Fliege im Kaffee, zappelnd und in ihren letzten Zügen. Ohnehin nicht begeistert von der süßen, braunen Brühe, stieß ich das Kaffeehäferl von mir. Barth Jaksch stutzte: "Was is' los?" - "Eine tote Fliege in meinem Kaffee!"

Heftig ließ er seine vom Krieg noch nicht ruinierte Männerhand auf die Tischplatte fallen, laut drohend: "Es kommen ganz andere Zeiten, und du werscht noch froh sein, wenn du Toti-Mensche-Paprikas zu esse kriegst."

Der Aufschrei sollte mich schockieren, regte aber nur meine Lachmuskeln an. Das wollte Barth Jaksch jetzt nicht sehen, und ich versuchte, mein lachendes Gesicht zu verstecken. Trotz all der folgenden Not ist diese seine Prophezeiung nicht in Erfüllung gegangen.

Nach dem Frühstück auf die verlockende Wiese am Waldrand, wo man Erde roch und trotz zeitweiligen Flugzeuggebrumms für Minuten frühlingsmäßig glücklich wurde.

Plötzlich tauchte links von uns am Horizont ein englisches Flugzeug auf. Noch ehe wir uns auf die Erde werfen konnten, war es schon weitergeflogen, in östliche Richtung. Wenige Minuten später schien es in einem Gebüsch, so einige Schritte vor uns, lebendig zu werden. Ein Tier?

Dafür war es zu laut und die Bewegung zu stark. Fetzen aus weißem Tuch lagen neben dem Gebüsch. Eine Gestalt erhob sich. Eine Gestalt in Uniform, einer fremden Uniform. Der Mann erhob sich, warf die Uniformjacke neben sich und stand nun da im weißen Hemd.

Sein Gesicht war auch weiß. Waren alle Engländer so hell oder ist etwas von der Farbe des Fallschirms abgefärbt? Außerordentlich bleich war dieses Gesicht, das wir im Profil beobachten konnten. Ein sehr langes schlankes Gesicht mit einer spitzen Nase und nach innen gerichteter Oberlippe.

Ich zeichnete am liebsten menschliche Gesichter im Profil. Aber so ein Profil war mir bisher nicht aufgefallen. Später in England sah ich es häufig und verband es stets in Gedanken mit meinem ersten Engländer.

Weiße Seidenfetzen, mit denen der Mann zu kämpfen hatte, fielen auf den Waldboden. Der "Engel" brauchte seine Flügel nicht länger. Er lief in unsere Richtung. Als er uns Kinder wahrgenommen hatte, schien er zu überlegen und sekundenlang stehen zu bleiben.

Er blickte uns in die Gesichter, legte dann den Zeigefinger auf die Lippen. Wir standen da, sprach- und fassungslos. Als wir nichts sagten, vielleicht nickten, aber ruhig stehen blieben, wandte er sich ab von uns und war im Nu verschwunden: eine Himmelserscheinung.

Wir schwiegen weiterhin, für den Rest des Tages und die ganze übrige Zeit. Langsam kehrten wir in unsere Notquartiere zurück.

Jahrzehnte später erfuhr ich von meiner Mutter, mit der ich vorher nie darüber gesprochen hatte, dass in Bruck ein junger Engländer mit dem Fallschirm abgesprungen war und bei einer Kriegerwitwe in deren Häuschen am Waldrand Unterschlupf gefunden haben soll. Vermutlich ist es diesen beiden Menschen nicht allzu schlecht miteinander ergangen.


Copyright by Gertrud Pintz-Böhler  

Samstag, 1. Oktober 2011

Autoren-Treffen am 01.10.11 unter dem Motto "Liebe".

Lesen und diskutieren...
 

Roland Kellner präsentiert das Gedicht "Sie schläft",
es ist auf Youtube musikalisch vertont. 

 

Ulla Link liest "Indian Summer".
 

Petra Ihm-Fahle trägt den Krimi "Rache ist
das halbe Vergnügen" vor.
 

Wilhelm Edel liest "Das ist alles, was ich habe".
 

Sabine Mück liest "Email-Love".
Motto unseres nächsten Treffens ist "Empfindsamkeit".



Bilder: Petra Ihm-Fahle

Sonntag, 25. September 2011

Autorenclub trifft sich

Der Wetterauer Autorenclub „Stories in Aspik“ kommt am Samstag um 15 Uhr zusammen. Die Hobby-Autoren lesen selbst geschriebene Kurzgeschichten und Gedichte vor, anschließend werden sie diskutiert. Die Treffen stehen immer unter einem Motto, diesmal lautet es „Liebe“.

Alle Facetten können beschrieben werden, nicht nur Liebe zu einem Menschen, sondern beispielsweise auch zu Natur, Heimat und ähnliches. Wer mitmachen oder zunächst nur zuhören möchte, ist willkommen. Um Anmeldung unter 0177/7051825 wird gebeten.

Sonntag, 3. Juli 2011

Morgenrot

Roland Peter Kellner

Meine Stimme frisch geölt
mit kaltem und verbrauchtem Blut
schreit gelbe Wut aus mir heraus.
Mein Kern wird langsam ausgehöhlt

von einer ausgezehrten Ratte
die mir in die Seele beißt
und gierig alles aus ihr reißt,
was ich geliebt und gerne hatte.

Dennoch fällt das Tageslicht
auch morgen rot auf meine Haut;
es wärmt die Welt wie altvertraut
und spendet neue Zuversicht.

Copyright by Roland Peter Kellner

Montag, 18. April 2011

Tauchgang

Roland Peter Kellner

Es ist ein Farbenmeer wie eh und je,
allein der Mut, hineinzutauchen
aus grauem, ödem Einerlei
wird Zeit und neue Hoffnung brauchen.


Copyright by Roland Peter Kellner

Stücke aus Licht

Roland Peter Kellner

Nacht bricht aus.
Wer sich zu weich
an den Tag schmiegte,
zerschellt nun gefroren
zu Stücken
aus Licht,
das am Horizont begraben wird.

Helles hat keinen Platz.
Zu blind ist der Spiegel,
zu schnell versiegt die Farbe der Bilder
im Gestern,
im Dunkel
der Erinnerung an den Tag.


Copyright by Roland Peter Kellner

Opal

Roland Peter Kellner

Damit ich nicht erblinde,
gehe ich auf die Suche
nach dem Lichtschalter.

Ich lösche das Licht,
damit ich sehen kann,
wie das Schwarz
von den Farben träumt.

An, aus, an, aus, jeden Tag,
Morgen
Abend
wieder

lösche ich das Licht
und sehe Dich
schillern
wie einen amorphen Opal.


Copyright by Roland Peter Kellner

Der rote Teppich

Wilhelm Edel

Wer träumt, zumindest in jungen Jahren, nicht davon, einmal auf dem "Roten Teppich" zu stehen? Zumindest bewundern, bestaunen oder nehmen wir auf alle Fälle zur Kenntnis, was uns da so alles auf dem roten Teppich präsentiert wird. Selbst zwielichtige Gestalten werden durch diese Ehre in ein anderes Licht gerückt. Keine Sorge, diese Story befasst sich nicht mit dieser Elite und nicht mit der Frage, was da zu Recht - oder auch nicht - geschieht. Nein, es geht ganz schlicht und einfach um mich, um meine Person, der diese Ehrung wider alles Erwarten widerfahren ist.
Irgendwo an der Peripherie von Rio de Janeiro liegt eine unbedeutende Siedlung mit dem schönen Namen Carracol do Sul. Es sind eigentlich nur einige einfache Bretterhäuschen mit einem Armazen, dem landesüblichen Zentrum zum Verkauf der Grundnahrungsmittel plus Wein, Bier und Schnaps. Beim genauen Hinsehen fallen drei Dinge auf: die vielen einfachen Menschen, die wenigen Autos, aber vielen Busse und ein imposantes Steingebäude, den Dorfplatz beherrschend, wenn auch anscheinend fehl am Platz. Ein verhältnismäßig bevölkerungsreiches Hinterland rechtfertigt dann wohl auch die Tatsache, dass es sich hier sogar um eine Busstation handelte für Nah- und Fernverkehr. Der massive Palast stammte zweifelsohne aus Zeiten, als Brasilien noch Kaiserreich war. Damit hängt sicher auch die Tatsache zusammen, dass dieses Carracol do sul durch all die, dieser Zeit folgenden Jahrzehnte weiterhin Haltestelle für Fernbusse blieb, nachdem man den Bahnverkehr eingestellt hatte.
Ich betrat dieses imposante Gebäude, um mich von hier aus mit einem Bus durch eine der schönsten Gegenden Brasiliens schaukeln zu lassen. Beim Betreten fiel etwas sofort auf. Die überdimensionale große Empfangshalle schien wie von Geisterhand in zwei Bereiche geteilt zu sein. Während linkerhand ein geschäftiges Treiben herrschte, Menschen hin und her rannten, Gepäckstücke in Dimensionen von Kleiderschränken geschultert, geschoben oder gehoben wurden und alles begleitet von einem Stimmengewirr mit hohem Pegel, erschien die andere Seite wie ausgestorben. Hinter dem Fahrkartenschalter auf dieser Seite blickte Kreolo mittleren Alters emotionslos auf die Langeweile, die ihn umgab. Auf eine Frage nach einer Verbindung nach Sao Paulo blühte er auf, erzählte, nein, rühmte die Schönheit dieser Strecke - das wusste ich ja, denn deswegen wollte ich sie doch fahren - und riet mir wortgewandt und -reich davon ab, einen Bus zur Linken zu wählen. Die seien immer überfüllt, hielten an jedem Gartenzaun... und das viele Gepäck und dann auch die ungute Luft, die diese Leute umgebe und, und das sei auch wichtig, es seien lauter alte Fahrzeuge, bei denen man nie wisse, ob sie auch wirklich ihr Ziel erreichen und gerade fehlerhafte Bremsen seien schon manchem Fahrzeug und seinen Insassen zum Verhängnis geworden. Der Schnellbus dagegen auf seiner Seite sei modern, ein Pullman mit Liegesitzen und Bordservice. Die Entscheidung war gefallen. Ich nahm den Schnellbus.
Es war Glück, dass die Zeit bis Ankunft und Abfahrt dieses Luxusgefährts kaum mehr als eine Stunde betrug. Bei dem Leben in und um der Halle verging die Zeit wie im Flug. Als der fast leere Bus vorfuhr, gedachte ich der kaiserlichen Station durch die dafür vorgesehene Tür zu verlassen. Aber da wurde ich gebremst. Man bat mich höflich, mich noch ein klein wenig zu gedulden. Ich wusste nicht warum, aber was soll es. Da sah ich, wie zwei Arbeiter auf einem Rollwagen eine große Rolle Teppich herankarrten. Sie wuchteten ihn vor den Ausgang und rollten ihn aus und er reichte genau die circa zehn Meter bis zum Einstieg am Bus. Der Teppich war rot! Nachdem das Werk vollendet war, öffnete man mir den Ausgang und ließ mich, nicht ohne höfliche Verbeugungen passieren. So schritt ich über den roten Teppich, das erste und das letzte Mal in meinem Leben. Die Fahrt war ein Erlebnis zum Genießen.


Copyright by Wilhelm Edel        

Morgengrauen

Roland Peter Kellner

Hinter Bergen sind Berge,
das Land endet nicht.
Es mündet in Meere,
die an Länder branden.

Auf Zeiten folgt Zeit,
der Tag endet nicht.
Er dämmert zu Nächten,
denen vor Morgen graut.


Copyright by Roland Peter Kellner

Mittwoch, 23. März 2011

Kissenschlacht

"Kissen" lautet das Stichwort des Treffens unseres Autorenclubs (Samstag, 26. März, 14.30 Uhr). Gefragt sind humoristische Geschichten von ca. 1,5 Normseiten und Gedichte zum Thema.
Ort ist die Coffee Company, Karlstraße 5, in Bad Nauheim. Wer mitmachen will oder zunächst nur zuhören möchte, ist eingeladen. Um Anmeldung unter Telefon 0177/7051825 wird gebeten.

Dienstag, 22. März 2011

Blinde Farben

Roland Peter Kellner

Nachtversteckte ferne Nähe,
wie vermiss ich die im Schwarz!
Wünschte, dass ich Dich jetzt sähe,
schwingend, als Kristall aus Quarz:



Zeit ist ohne dich vergänglich,
mit Dir ist sie ewig lang;
Du machst mich so überschwänglich,
dass ich abends niemals bang,

was am nächsten Tag geschieht.
Greif mich, nimm mich in die Fänge,
zeig mir, wie man Farben sieht!
Wenn mir doch ein Rot gelänge,

dann könnt ich die Liebe sehen,
die das Grauen bunt zerstört.
Gerne würd ich dorthin gehen,
wo Dein Augengrün betört.

Aus ferner Hoffnung ist der Mut,
der mich im Inneren beseelt,
wie flammensehnsüchtige Glut,
die täglich luftarm in mir schwelt.

Das Feuer, das Dich wärmen kann,
scheint fern, doch ist Dir längst schon nah.
Ich bin der einzig blinde Mann,
der jemals Deine Augen sah.
 

Copyright Roland Peter Kellner

Montag, 21. Februar 2011

Autorenclub trifft sich

Der Wetterauer Autorenclub „Stories in Aspik“ kommt am Samstag um 14.30 Uhr zusammen. Die Hobby-Autoren lesen selbst geschriebene Kurzgeschichten und Gedichte vor, anschließend werden sie diskutiert. Das Treffen ist stets für den letzten Samstag eines Monats terminiert. Es steht immer unter einem Motto, diesmal lautet es „Farbe“. Wer mitmachen oder zunächst nur zuhören möchte, ist willkommen. Wir treffen uns diesmal in Privaträumen in Rockenberg. Um Anmeldung unter Telefon 0177/7051825 wird gebeten.

Sonntag, 6. Februar 2011

Rot wie Blut, blaugefroren

Das letzte Treffen des Clubs verlief erfolgreich und inspirierend. Mehrere Geschichten zum Stichwort Fließen wurden vorgelesen, aber auch zu anderen Themen. Motto fürs nächste Mal ist "Farbe" - ob einzelnes Kolorit oder mehrere Farben, ob Sonnenuntergang, Wände streichen, rot wie Blut oder blaugefroren...  Die nächste Zusammenkunft steigt Samstag, 26. Februar, 14.30 Uhr. Treffpunkt ist ein Cafe in Bad Nauheim. Wer mitmachen will, ist willkommen.
Um Anmeldung wird gebeten (0177/7051825) 

Dienstag, 25. Januar 2011

Autorenclub tagt

Der Wetterauer Autorenclub Stories in Aspik lädt für Samstag, 29.01.11 (14.30 Uhr), zur monatlichen Zusammenkunft ein. Wir treffen uns in einem Café in Bad Nauheim. Dort lesen und diskutieren wir selbstgeschriebene Texte, das Thema lautet "Fließen". Wer etwas vortragen oder zunächst nur zuhören will, ist eingeladen. Um Anmeldung wird gebeten: 0177/705 18 25.