Freitag, 31. Dezember 2010

Frohes Neues Jahr

liebe Aspiker und Freunde des Autorenclubs!


Donnerstag, 30. Dezember 2010

Der Glückfinder

Petra Ihm-Fahle

Seit einiger Zeit stimmte etwas nicht mit Matthias Meier und seinem Glück. Alles lief ihm aus dem Ruder. Er ließ die Schachtel mit den Eiern fallen, wenn er vom Einkaufen kam. Er wurde erwischt, als er den Schmidts die Illustrierte aus dem Briefkasten klaute. Er trat in einen Hundehaufen – mit Badeschlappen. Bravo! Matthias wurde bewusst: Er musste dem Glück auf die Sprünge helfen. Jedoch wusste er nicht, wie.

Als er eines Tages einen Blick in die Tageszeitung warf, fiel ihm eine Anzeige auf. Ein Glückfinder namens Hans von Glück (sicher hieß der gute Mann völlig anders) warb für seine Dienste: Mit einem Fingerschnippen locke er Fortuna aus der Reserve.

Matthias glaubte an so etwas. Einmal hatte eine Wahrsagerin ihm die Zukunft vorausgesagt. Alles hatte sich nicht erfüllt, doch einiges traf zu seiner vollsten Zufriedenheit ein.    


Matthias rief Hans von Glück an und vereinbarte ein Treffen.

Beim Telefonat erfuhr er: Bereits für die Terminvereinbarung fielen 100 Euro an. Teuer, teuer! Doch die Investition werde sich lohnen, versprach der Glückfinder.

Sie trafen sich in der Wohnung des Manns. Wie das Türschild verriet, hieß er in Wahrheit „Helmke, Gerhard“. Alles dort war unordentlich und schmutzig. Lebensmittelverpackungen, Müllbeutel, Konservendosen, Bierflaschen und anderer Plunder lagen herum.
„Okay“, begann Helmke alias Hans. „Ich lese Ihnen aus der Hand.“
„Aha.“ Matthias hatte sich die Prozedur anders vorgestellt… geheimnisvoller. Aber gut, er fügte sich. Aufmerksam studierte Helmke die Linien, machte „hm“.
„Und?“, fragte Matthias.
„Wie heißen Sie? Matthias?“
„Sicher. Na, und?“  
„Lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen. Das ist ein Name, der ‚matt’ macht.“
„Eigentlich heiße ich wie Tausende von Männern…“ 
Helmke winkte ab: „Ändern Sie Ihren Namen, da ist schon viel von Ihrer Last genommen. Ist die halbe Miete.“ Matthias hob die Augenbrauen. War das ein Scherz? 
„Wie sieht’s mit den Frauen aus?“, kam der Glückfinder  zum nächsten Thema. Sein Klient seufzte. Schlecht sah es aus, wie sonst? Seine Frau hatte ihn wegen eines anderen Manns verlassen. Sie wollte es so. Aus und vorbei. Helmke nickte nachdrücklich. „Liebe gehört zum Glück, ganz wichtig. Sie müssen sich mal ein bisschen bemühen, lernen Sie jemanden kennen.“ Niemals mehr, dachte Matthias entsetzt. Frauen kosten Geld, viel Geld!


Alsdann schaute Helmke ihm ins Gesicht, musterte sein Mienenspiel. „Sehr verkrampft das Ganze. Sie! Sie müssen lockerer werden, dann wird das schon. Ich empfehle Entspannungsübungen, beispielsweise das Progressive Muskeltraining. Vorher nehmen Sie eine Weile Baldrian – es dauert ein bisschen, bis sich die Übungen positiv auf ihren Geist auswirken.“ Sicher sei er bald ein Glückskind, meinte Helmke und schloss die Sitzung, nicht ohne nochmals 100 Euro für die Beratung gefordert zu haben – in bar.  

Matthias taumelte auf die Straße und ließ sich auf eine Bank fallen. So ein Blödsinn! Insgesamt hatte er 200 Euro für dieses Gerede berappt. Die reinste Verschwendung.

Er konnte froh sein, letzten Samstag den Jackpot gewonnen zu haben. 45 Millionen waren gar nicht so übel. Er musste nur noch lernen, das Geld nach Herzenslust auszugeben. Vielleicht fand er auch irgendwo eine weitere Annonce… auf dass ein anderer Glückfinder half.


Copyright Petra Ihm-Fahle 2010

fürwahrgenommen

Roland Peter Kellner


du sagst kein wort
nur hin
und wieder bin ich

habenichts
als dich im sinn
verloren
endlos gerne
frage ich nicht nach

was wäre
wenn du nicht mehr währst
als ich
dich kennen
lernen
mochte

und du warst
und bliebst
als ob
sonst nichts
mehr sei?


Copyright Roland Peter Kellner 2010

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Kaffeesatz

von Roland Peter Kellner

Die leere Tasse neben mir
verströmt noch ihren letzten Duft.
Als wär die Welt aus Röstaromen
fein gemahlen, endlos warm,

ergründe ich im Bodensatz
woraus sie wirklich ist.



Copyright Roland Peter Kellner 2010  

Dienstag, 28. Dezember 2010

Genug gelebt?

Wilhelm Edel

Meine Tante Marie war oft bei uns zu Besuch.
Als spätes Mittelalter, Rentnerin und ledig hatte sie viel Zeit, sich detailliert mit ihren Krankheiten zu beschäftigen und über die Unbilden des Lebens nachzudenken. Die Resultate dieser Beschäftigung tat sie mit weinerlicher Stimme und reichlich der gesamten Familie kund. Im Allgemeinen schlossen diese Ausführungen mit dem Seufzer: "Ach, wenn man doch schon gestorben wäre!"

                                                        Wilhelm Edel 
                                                          
Als das Lamento wieder einmal im Raum stand, die einschlägigen Themen reichlich breitgetreten waren und der obligatorische Seufzer den Abschluss signalisierte, ging ich (ca, 14 Jahre) auf meine Bude, holte meine alte, nicht funktionsfähige französische Armeepistole, richtete sie auf die Tante und sagte mit ernsten Worten: "So, das werden wir gleich haben!"
Entsetzt erhob sie die Hände zur Abwehr und Angst klang aus ihrer Stimme, als sie rief: "Tu das Ding weg! Da kann doch was passieren!" Dabei dachte sie ganz sicher nicht an mich.

Sie wurde 96 Jahre alt!

Aus: Wilhelm Edel, Die schwarze Rose (+ 44 Splitter), BoD 2010, 180 S., ISBN 978-3-839-7577-4, € 14

Copyright: Wilhelm Edel

Montag, 27. Dezember 2010

„Die Schwarze Rose“ unterhält – und sticht

Wilhelm Edel stellt neues Buch mit Kurzgeschichten vor

Bad Nauheim (ihm). „Die schwarze Rose (+ 44 Splitter)“ des Bad Nauheimer Autors Wilhelm Edel ist druckfrisch erschienen. Der Titel ist Programm, denn die Königin der Blumen ist nicht nur schön: Manche Sorten haben Stacheln. In 45 Kurzgeschichten erzählt Edel mithin vor allem Begebenheiten, die zum Nachdenken animieren.

Das geschieht in unterhaltsamer Art, beispielsweise in „Die Mücke“. Ein muffiges Ehepaar sitzt in einem Restaurant nah bei ihm. Die Frau ist damit befasst, eine Mücke zu fangen. Dem Mann passt das nicht. Er knurrt: „Gell, die lässt sich nicht so leicht fangen wie ich.“ Edel macht sich Gedanken über die Bemerkung: Wer sich angekettet fühlt und nicht befreit – der dürfte, wenn nicht Triftiges oder Feigheit eine Rolle spielen, die Gefangenschaft als angenehm empfinden…  „Liebe macht schön“: Der Autor beobachtet eine Frau, die er als hart und verbiestert empfindet. Der Grant hat seine Spuren in ihr Gesicht gemeißelt. Als zufällig ihre Jugendliebe den Raum betritt, blüht sie auf verblüffende Weise auf. Mit der Geschichte „Brot“ schildert Edel Nachsinnenswertes über diese Speise. In Brasilien beobachtete er mehrfach, wie sich arme Menschen über Essensreste freuten. Für wenig nachvollziehbar hält er, was er im hiesigen Fernsehen sah: Eine Frau klagte, sie könne sich nur Brot und keine Brötchen kaufen. 
Der Autor ist schon dabei, sein nächstes Werk zu schreiben. Arbeitstitel: „Kleine Abenteuer und andere Begebenheiten.“ Wie er zum Schreiben kam? „Ich erzählte meinen Kindern stets Geschichten von meinen Tieren. Mein Tochter schlug vor: ‚Schreib das doch auf.’“ Gesagt, getan – das erste Buch entstand. Das war 1999. Zeitgleich trat er dem Wetterauer Autorenclub „Stories in Aspik“ bei. Er ist produktiv, hat noch viele Geschichten in petto. Täglich schreibt er indes nicht: „Ich unterwerfe mich dem Schreiben nicht. Schreiben ist eine Sache, die ich gern tue.“
Wilhelm Edel: Die schwarze Rose (+ 44 Splitter), BoD Norderstedt 2010, ISBN 978-3-8391-7577-4, € 14.

Artikel ist erschienen in Wetterauer Zeitung vom 19.11.10

Bild und Text: Petra Ihm-Fahle 

Unser Buch

"Stories in Aspik", Hrsg.: Wetterauer Autorenclub, wird geführt über Amazon.


Samstag, 25. Dezember 2010

Der Wetterauer Autorenclub

1999 entstand unser Club. Ein Inserat in der Wetterauer Zeitung war Anlass: Hobby-Autorin sucht Gleichgesinnte." Wir vereinbarten monatliche Meetings. Sie sind stets am letzten Samstag eines Monats terminiert. Treffpunkt ist ein Cafe in Bad Nauheim.

Jedes Mal wird ein Thema ausgegeben, zu dem die Teilnehmer eine Kurzgeschichte oder ein Gedicht verfassen können. Der Text wird zu Hause geschrieben, beim nächsten Meeting wird er vorgelesen und besprochen. Ziel ist, nicht ausschließlich Lob, sondern auch Einwände zu äußern. Kritisches Feedback ist unserer Auffassung nach Voraussetzung, um ein Manuskript zu verbessern. 

Wir veröffentlichten eine Anthologie und veranstalteten Lesungen. Auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz. Der Name des  Wetterauer Autorenclubs "Stories in Aspik" entstand durch ein gemeinsames Brainstorming.

Das aktuelle Thema lautet "Fließen". Durchschnittlich 1,5 Normseiten  sind gefragt.           

Fröhliche Weihnachten

Erster Eintrag an Weihnachten 2010