Montag, 23. Juli 2012

Hurdy Gurdy

Ursula M. Dickinson befasst sich seit Mitte der achtziger Jahre mit den Hurdy-Gurdy-Girls. Ihr Wissen hielt die Bad Nauheimer Autorin fest: In einem 400 Seiten starken Roman. Wir haben uns darüber unterhalten.


Petra Ihm-Fahle: Die Hurdy-Gurdy-Girls waren Tanzmädchen in den USA des 19. Jahrhunderts. Sie wurden unter falschen Versprechungen verkauft, da ihre Familien bettelarm waren. Wann und auf welche Weise hörtest Du erstmals vom Schicksal der Hurdy-Gurdy-Girls?
Ursula M. Dickinson:  Diese Mädchen stammten aus der Wetterau: Aus Espa, Weiperfelden, Butzbach, bis hinein in die Taunusgemeinde Wehrheim. Es gibt Historiker, die behaupten, sie wären auch aus der Vogelsberg-Gegend gekommen. Sie irren, denn den Menschen im Vogelsberg ging es relativ gut. Sie sahen keine Veranlassung, ihre Kinder zu verkaufen. Ich wohnte 20 Jahre in Espa und hörte dort von Nachkommen der Hurdy-Gurdy-Girls über deren traurige Geschichte. So kam ich auf die Idee, nachzuforschen, um darüber ein Buch zu schreiben. Eine authentische Geschichte, mit 400 Seiten.


Petra Ihm-Fahle: Was berührte Dich besonders an dieser Sache?


Ursula M. Dickinson:  Die Einzelheiten und das Leben der Girls, weil ich dort - in Espa - gut lebte und mir die Umstände, die zum Verkauf führten, sehr ans Herz gingen. Mir taten auch die Mütter Leid, die gegen ihren Willen zu diesem Handeln gedrängt wurden. Wie in vielen Fällen waren die Ehemänner alkoholkrank und brauchten das Geld für ihre Sucht.


Petra Ihm-Fahle: Wann entschlossest Du Dich, ihre Geschichte zu erforschen und darüber zu schreiben?
Ursula M. Dickinson:  1985/1986 las ich davon in der Zeitung. Zudem wurde in der Gastwirtschaft des Dorfs darüber gesprochen, da, wo ich auch Frauen kennen lernte, deren Mütter oder Großmütter in San Francisco als Tanzmädchen gearbeitet hatten. Mein Interesse war geweckt.


Petra Ihm-Fahle: Wie gingst Du vor?


Ursula M. Dickinson: Seinerzeit konnte man noch nicht im Internet recherchieren. In der Stadtbücherei Butzbach lieh ich mir Literatur zu diesem Thema. Ich stieß auf das Buch eines Pfarrers, der die Geschichte einer Josefa zu Papier gebracht hatte. Eine traurige Geschichte, die authentisch ist.


Petra Ihm-Fahle: ...und Dich nicht mehr losließ?   


Ursula M. Dickinson: Josefas Schicksal war die Grundlage meiner Story. Ich habe die Geschichte weiter gesponnen, wie sie durchaus hätte möglich sein können. Ich berichtete von der Überfahrt, über die Ankunft in New York und die mühsame, gefährliche Weiterreise über das Cap Hoorn bis nach San Francisco. Ich übernahm die Original-Briefe einiger Mädchen und beschrieb die Saloons der Goldgräber.
Petra Ihm-Fahle: Wie heißt Dein Roman?


Ursula M. Dickinson: Ganz einfach "Hurdy Gurdy".


Petra Ihm-Fahle: Wie lange arbeitetest Du daran?


Ursula M. Dickinson:  Man wird nie fertig mit einem Roman. Immer wieder gibt es etwas zu verändern, zu verbessern oder einfach zu streichen. Fertig in dem Sinne ist er nie geworden. Manchmal arbeite ich immer noch daran, obwohl ich jetzt zufriedener bin als anfangs.


Petra Ihm-Fahle: Hast Du ihn veröffentlicht?


Ursula M. Dickinson: Nein. Aber es gibt einen Verlag, der Interesse zeigt und ihn veröffentlichen will. Natürlich gab es viele Druckkostenzuschuss-Verlage, die für viel Geld den Roman veröffentlichen wollten, aber das möchte ich nicht. Es soll ein „ordentlicher“ Verlag sein, der mich nicht über den Tisch ziehen will.


Petra Ihm-Fahle: Was bedeutet Dir dieser Roman?
Ursula M. Dickinson: Die Geschichte der Hurdy-Gurdys bedeutet mir sehr viel. Gerade, nachdem ich herausgefunden haben, welche Qualen die Mädchen durchlebten mussten, um zu überleben, wenn überhaupt. Sie zeigt mir, wie gut es unsere heutigen Mädchen haben, die mit Laptops, eigenen Autos und so weiter ausgestattet werden - oder belohnt, sogar wenn sie Einser oder Zweier in der Schule schreiben.


Petra Ihm-Fahle: Für Historiker dürfte Deine Arbeit besonders interessant sein. Wo können sie weitere Infos erhalten?  


Ursula M. Dickinson: Geschichtsinteressierte können mich jederzeit kontaktieren, um exakte Informationen einzuholen. Mein Manuskript liegt momentan bei vorerwähntem Verlag. Bald kann man die ganze Geschichte lesen.


1 Kommentar:

  1. Guten Tag!
    Mein Name ist Norbert Firle aus Hofheim im Taunus.
    Ist das Buch inzwischen veröffentlicht?
    Ich hätte es gerne gekauft.

    Mit freundlichen Grüßen
    Norbert Firle

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